In meinem letzten Artikel bin ich im Detail darauf eingegangen, wie man jede Session durch Tilt ruinieren kann und habe die verschiedenen Hindernisse aufgezeigt, die einem im Weg stehen können. Einfach gesagt, wenn man tilted ist man komplett vom Spiel abgelenkt und muß die Situation schnellstmöglichst bereinigen um Verluste zu vermeiden und wieder sein A-Game zu spielen. Auch wenn viele inzwischen mit Tilt umgehen können, ist es immer noch so, dass sie sich durch viele verschiedene Dinge vom Spiel ablenken lassen. All diese Ablenkungen können sich zu großen Verlusten, verpassten Chancen und letztendlich einer kleineren Bankroll summieren. Was also kann man tun um sich richtig auf das Spiel zu konzentrieren?

In den letzten Jahren habe ich viele verschiedene Möglichkeiten gesehen, die einen Pokerspieler vom optimalen Spiel abhalten. Alles was dafür sorgt das man sich nicht geistig 100% auf das Spiel konzentriert, ist dafür verantwortlich, dass man seinen Gegner nicht so genau einschätzen kann wie es nötig wäre. Und logischerweise führt jeder Vorteil den man abgibt zu zusätzlichen Fehlern. Die meisten Ablenkungen sind leicht zu indentifizieren, aber es ist oft schwierig sie auch wirklich auszuschalten. Im Folgenden will ich die wichtigsten Ablenkungen vorstellen. Fragt euch, welche euch selbst betreffen und versucht sie abzustellen!

1. Telefonieren: Während eines Spiels zu telefonieren kann diesem nur schaden. Wenn deine Freundin anruft um zu erzählen, wie ihr Tag war oder ein Freund anruft um über seine letzte Auszahlung zu berichten führt das nur dazu, dass man davon abgehalten wird Tells und Setzmuster zu erkennen. Am besten stellt man sein Mobiltelefon zumindest auf lautlos. Wenn es ein wichtiger Anrufer ist, kann man ihn ja während des nächsten Breaks anrufen. Denkt einfach daran, dass ihr um eine Menge Geld spielt – da sollte ein Telefonat nicht oberste Priorität haben!

2. Fernsehen: Auch wenn man ein großer Sportfan ist oder gerne gute Spielfilme sieht, sollte der Fernseher während eines Turniers abgeschaltet sein. In einem Turnier passieren soviele Dinge und es ist leicht sie zu verpassen wenn man nebenbei in den Fernseher schaut. Fernsehen macht Poker mit Sicherheit weniger langweilig, aber in der Realität tauschen diejenigen "EV" gegen ein wenig Gemütlichkeit ein.

3. Im Internet surfen: Eine weitere Unart ist es im Internet zu surfen während man pokert. Eigentlich ist es klar, warum man sich nicht die News bei Yahoo oder die neusten YouTube Videos nebenbei ansehen sollte – trotzdem bevorzugen es immer noch viele lieber die neuesten Gerüchte zu lesen, anstatt sich auf die Gegner zu konzentrieren. Das Internet hat keine Ladenschlusszeiten. Also hebt es euch für eure freie Zeit auf!

4. Zuviele Tische gleichzeitig spielen: Wir alle kennen die Stories über Spieler die 14 Cashgames parallel spielen. Und auch wenn einige das ausreichend trainiert haben sollten es nicht der Normalfall sein zuviele Tische zu spielen. Grundsätzlich ist es kein Fehler etwas "EV" für mehr BBs / Stunde abzugeben. Aber man sollte genau wissen, ob acht Tische oder doch lieber nur zwei das Richtige Verhältnis zwischen "EV" und Gewinnrate pro Stunde bieten. Der Durchschnittspieler wird durch zusätzlich Tische einfach nur zusätzliche teure Fehler machen.

5. Genug Zeit für ein Turnier einplanen: Klingt eigentlich logisch – aber ich bin mir sicher jeder von uns hat schon mal ein Turnier begonnen, obwohl man wusste, dass es nicht in unseren Zeitplan passen würde wenn man an den Finaltisch käme. Am besten plant man so, dass man gegebenenfalls den Finaltisch gewinnen kann ohne in Zeitdruck zu kommen. Nichts ist schlimmer, als wenn die Freundin darauf wartet, dass man sich beeilt weil ein gemeinsamer Termin ansteht. Und bestimmt liebt man ihre Reaktion wenn man sagt "Tut mir leid Schatz, ich weiß, dass deine Eltern warten … aber ich bin immer noch im Turnier und es sind nur noch 12 Spieler im Rennen! Nein, ich habe noch nichts gewonnen. Aber wenn ich den Finaltisch erreiche kann ich richtig viel Geld gewinnen. Können wir nicht noch eine Stunde warten? Warum bist Du jetzt böse auf mich?"

Die ganze Idee hinter der "Konzentration aufs Spiel" ist es, dass man sich nicht abenken lässt um sein bestes Spiel zu spielen. Jegliche Ablenkung sorgt dafür, dass man nicht jede einzelne Hand und jeden einzelnen Einsatz mitbekommt. Die oben beschriebenen Beispiele sind nur einige von vielen möglichen Ablenkungen. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht viel auszumachen scheint, wenn man ein bisschen fernsieht oder mit Freunden chattet, kostet es einen auf lange Sicht ("Long Run") richtig viel Geld. Nur wer sich komplett auf sein Spiel konzentriert spielt auch sein A-Game. Das nächste Mal, wenn man einen schlechten Lauf hat oder einfach nur Pech, sollte man sich fragen ob es ein paar Ablenkungen gibt, die man noch abstellen kann.