Das Optimum herausholen und der Mythos "eine Hand zu schützen"
Eins der wichtigsten Ziele bei No Limit Holdem ist, den maximalen Wert pro Hand zu erzielen. Ein häufiger Denkfehler dabei hindert allerdings viele Spieler daran den höchsten möglichen Wert zu erzielen, und das ist die Idee dass man eine Hand schützen muss. Aber genau dieses herausholen des höchstmöglichen Werts entscheidet häufig ob ein Spieler am Ende eines Turniers einen mittelmäßigen oder gar kleinen Chipsstapel, oder einen großen Chipsstapel hat.
Die Idee dass man eine gute aber potenziell gefährdete Hand schützen muss beruht darauf, dass man einen hohen Einsatz machen muss, um mögliche Draws die gefährlich werden können auszuschließen. Der Sinn ist also, die Möglichkeit outdrawn zu werden, zu verhindern. Wahrscheinlich wird dieses Märchen deswegen erzählt, um Anfängern dabei zu helfen, zu verstehen dass sie auf ihre Hands setzen müssen, und dass sie genug einsetzen müssen im keine guten Chancen an andere Spieler zu vergeben.
Außerdem soll es Anfänger daran hindern blöde Fehler zu begehen, wie zum Beispiel hinter drei Spielern mit einem AA herlimpen, oder mit 98 auf dem Button zu passen in einem Spiel mit vier Spielern und einem Board (Gemeinschaftskarten die alle Spieler benutzen können) von PikAPik9x8. Hat ein Spieler erst mal verstanden dass er weder anderen Spielern die Chance geben darf ihn zu outdrawn, noch versuchen soll sich in Situationen festnageln zu lassen in denen es wahrscheinlich ist, dass er outdrawn wird (und wahrscheinlich noch wichtiger, Situationen zu vermeiden in denen er sich einen höheren Pot aufbauen können hätte wenn er gesetzt hätte). Die Idee unter allen Umständen eine Hand zu schützen, sollte begraben werden und ersetzt durch die Idee dass man immer sein bestes geben sollte um den höchstmöglichen Wert für seine Hand zu erzielen.
Obwohl sie niemals versuchen sollten einem anderen Spieler die entsprechenden Gewinnchancen zu geben, um mit Ihnen mitzugehen, sollte Ihr Ziel mit der besten Hand sein, so hoch wie möglich zu setzen so dass andere Spieler gerade noch mitgehen. Richtig große Hands kommen nur selten bei No Limit Holdem, deswegen ist es wichtig zu versuchen das bestmögliche heraus zu holen, wenn es dann doch mal passiert. Wenn Sie zum Beispiel ein AD bei einem Board von Ds7s2x haben, und ein anderer Spieler einen Flush Draw, sollten Sie wirklich wollen, dass er mitgeht. Angenommen Ihr Gegner hat ein PickAs suited oder zwei suited Karten niedriger als K ohne ein Paar zu haben, dann hätte er eine Chance von ungefähr 36%, die beste Hand zu bekommen. Wenn er dazu bereit ist, bei beim Flop bei einer Wahrscheinlichkeit von 2/3 bis zu einem Einsatz in Potgröße mitzugehen, und einen 2/3 Einsatz in Potgröße beim Turn, werden Sie die meiste Zeit einen ziemlich netten Pot gewinnen. Und hoffentlich können Sie Ihre Verluste so weit wie möglich eingrenzen, wenn es denn mal passiert, dass Ihr Gegner gewinnt (zum Beispiel indem Sie nach dem Turn passen, wenn der Flush Draw trifft).
Lassen Sie uns annehmen dass in dem oben genannten Beispiel die Blinds 100/200 sind und Sie einen Stack von 5500 haben, Ihr Gegner aber einen von 12000. Sie erhöhen um 600 beim Preflop aus der zweiten Position nach dem Small Blind heraus und Big Blind geht mit. Also, Sie haben AD und der Preflop ist PickDPick7x2. 1300 sind im Pot beim Flop, Sie setzen 900, und Big Blind geht mit. Der Turn bringt rot 4, und nun sind 3100 im Pot, während sie noch 4000 übrig haben. Die wahrscheinlichsten Karten des Big Blind sind ein Flush Draw, eine niedrige Dame oder eine 7 (irgendwas wie Z7-75). Eine oberflächliche Errechnung der Gewinnchancen Ihres Gegners bei dieser Art von Karten, ergibt eine Chance von etwa 12%.
Selbst mit der Wahrscheinlichkeit das Sie beim River Ihren Stapel bekommen, darf man nicht vergessen, dass Ihr Gegner nur dann den richtigen Preis bekommt, wenn Sie weniger als 1452 eingesetzt haben. Ein Spieler der das Konzept des Hand Schützens und der Risiko-Minimisierung benutzt, wäre wahrscheinlich beim Turn all-in gegangen, was dazu geführt hätte, dass jede schwächere Hand aufgeben würde, alles nur vielleicht eine niedrigere Dame nicht. Bietet der Spieler allerdings um die 2000, ist es viel wahrscheinlicher, dass Ihr Gegner mitgeht, oder vielleicht sogar alles einsetzt. Auf diese Art und Weise gewinnen Sie nicht nur mehr auf Langzeit gesehen, es ist außerdem wahrscheinlich dass Sie beim River noch einmal Geld erhalten, falls der Big Blind ein Paar bekommt aufgrund der hohen Gewinnchancen denen sie dann gegenüberstehen würden (2500 in einem Pot von 12100).
Eine andere Art in der dieser Mythos schädlich sein kann, ist in einer Situation in der passen die beste (und vielleicht einzige) Methode ist, bei einer großen Hand überhaupt irgendeine Action zu bekommen. Das ist oft eine Situation in der das Deck feststeckt (wie zum Beispiel AK und AAK Flop), oder, und interessanterweise, in einer Situation in der die Chipsstapel anzeigen dass ein Spieler eventuell mit absolut schwachen Karten hoch pokern würde wenn Sie auch nur ein bisschen Schwäche zeigen.
Hier ist ein Beispiel für diese Situation: Eines meiner Spiele vor einiger Zeit: Die Blinds waren 400/800, und ich hatte einen Stapel von 19.000, während der Spieler im Big Blind einen Stapel von 7000 hatte. Ich hatte KK und die zweitletzte Position vor dem Button. Damit erhöhte ich auf 2400, und der BB ging mit. Der Flop kam mit AZ8 Regenbogen und der BB passt. Unter Anbetracht der Stapelgrößen im Vergleich zu den Blinds, den Unterschied in Chips zwischen uns, den Pot-Chancen und der Wahrscheinlichkeit dass der Big Blind preflop alles eingesetzt hätte was er hat, wenn er ein As in der Hand gehabt hätte, ist es absolut unwahrscheinlich, dass ich hier aussteige. Meine Optionen sind entweder, ihn zu zwingen all-in zu gehen, oder zu versuchen zu passen und mitzugehen. Wenn ich ihn zwingen würde alles reinzutun, würde er bei einem As oder einer Zehn mitgehen aber austeigen, wenn er kein Paar oder Draw hätte. Wenn ich allerdings mitgehe, ist die Chance groß, dass er beim Turn alles einsetzt und hofft dass ich nichts habe und aufgeben werde. Ich passte, und er setzte alles beim Turn. Ich ging mit und, natürlich war sein Draw ein Totalschaden.
Vor ein paar Wochen hatte ich eine ähnliche Hand bei der ich mit AA erhöhte und der Big Blind mitging. Er hatte einen ziemlich großen Chipsstapel während ich nur ungefähr 10x das BB hatte nach der Preflop Action. Der Flop kam 442, er passte an mich weiter und ich passte ebenfalls. Der Turn kam mit 7, und er passte erneut. Ich sah einfach nicht, wie er irgendwas in diesem Flop oder mit einem Draw haben konnte, und beschloss, dass es unmöglich wäre mit einem höheren Einsatz Action zu bekommen. Meine einfache Hoffnung war, dass mein zweites Mal passen sehr schwach aussah und dass er entweder beim River bluffen, oder ein Paar kriegen würde. Der River brachte gar nichts und der BB zwang mich mit D high all-in zu gehen. Ein Spieler der unter der Idee des Schützens einer guten Hand operiert, ohne die spezifische Situation in Betracht zu ziehen, hätte niemals zweimal hintereinander mit Pocket-Assen gepasst. Und dadurch hätte er den zusätzlichen Wert der späten Action, wenn der Gegner festsitzt, verpasst.