"Die Kunst des Fortschrittes ist es, Ordnung inmitten der Veränderung zu erhalten." – Alfred North Whitehead. Das könnte genauso gut Jeffrey Pollacks Motto sein. Keine einzige TV-Sport Veranstaltung hat in letzter Zeit so viel Wachstum gezeigt wie das World Series of Poker im Laufe der letzten fünf Jahre. Das ist fast ausschließlich auf die neuen Ideen und Veränderungen zurück zu führen, die von Pollack, Harrah's und ESPN vorgenommen wurden. Bei so einem großen Unternehmen könnte solch starkes und plötzliches Wachstum auch leicht zum Fiasko führen, aber die WSOP-Führung hat immer wieder gezeigt, dass sie dem Fortschritt verschrieben ist, dass sie sich Fehler eingestehen kann, und dann sie unglaublich akkurate Veränderungen an der Firmenlinie vornehmen kann.

Die neueste Veränderung ist, dass der WSOP $10.000 Main Event Finaltisch auf später verlegt wurde. Natürlich traf diese Entscheidung auf heftigen Widerstand und Kritik (aber lassen Sie uns ehrlich sein, könnte überhaupt eine Veränderung am WSOP vorgenommen werden, ohne das Horden von Schwarzmaler ihrem Ärger Luft machen müssten?). Im Grunde hassen die Leute Veränderungen, und sie hassen sie vor allem, wenn Sie Leuten guttun, die nicht sie selber sind. Um die Vorteile dieser Veränderung besser zu verstehen, sollten wir uns die Aspekte anschauen, die uns allen gut tun, inklusive den Finaltisch-Teilnehmern und der gesamten Pokergemeinschaft.

Die neun Spieler die an den Finaltisch kommen, erhalten offensichtlich vorher ungekannte Medien- und Sponsorenmöglichkeiten. Ich glaube dass jeder der ein bisschen logisch denkt, mir zustimmen wird, dass der Finaltisch wesentlich interessanter wird, wenn wir in bisschen mehr über die Leute wissen die involviert sind. Ich habe letztes Jahr die gesamte WSOP kommentiert und war einer der letzten 20 Leute, die den Amazon Room verließen, nachdem Jerry Yang den Titel gewann. Aber im Moment könnte ich ihnen nicht mal fünf Namen der Teilnehmer des Finaltisches nennen. Jon Kalmar, Finalist im 2007 WSOP kam zum Beispiel sehr weit in einem kürzlichen WPT Championship im Bellagio und mehr als ein Turnier-Reporter musste mich fragen wer er ist. Gibt es ein Argument dass es besser für uns alles ist, wenn mehr von diesen Leuten Stars werden? Ja. Denn das würde es ihnen erlauben, Agenten anzuheuern, und Zugang zu den etablierten Medien zu erhalten, um mehr Publikum zum WSOP zu bringen. Und das bedeutet mehr Spieler, mehr Geld und mehr Fische.

Die neun Finalisten werden natürlich von dem zusätzlichen Preispool profitieren. Harrah's hat geplant, den neun Finalisten das Preisgeld für den neunten Platz sofort auszuzahlen, und die restliche Balance (voraussichtlich um die $20 Millionen) für die 10 Wochen in ein Zinsenkonto einzuzahlen. Die Zinsen für eine so große Summe sind mit Sicherheit nicht zu verachten und werden direkt an die Spieler ausgezahlt.

Das Teilnehmerfeld für das WSOP ist seit der Verabschiedung des UIGEA leicht geschrumpft. Wenn die Entlohnung für das Erreichen des Finaltisches (Zinsen die zum Preisgeld hinzugefügt werden, Sponsorengelder, mehr Ruhm, und letztendlich mehr Geld) steigt, wird das Main Event höchst wahrscheinlich mehr Spieler anziehen. Zusätzlich zu diesen neuen Spielern, darf man auch die $10.000 Kapital nicht vergessen, die jeder von Ihnen mitbringt. Und natürlich die Wahrscheinlichkeit dass einer davon seine Chips an Sie weitergibt – mehr dead money1 und ein softeres Spielerfeld klingt genau nach der Sorte Turniere an der ich gern teilnehmen würde.

Oberflächlich betrachtet wirken die höheren Zuschauerzahlen die ESPN dadurch bekommt, nicht unbedingt wie etwas wovon wir als Pokerspieler profitieren. Aber wenn man weiter darüber nachdenkt, wird einem schnell klar, dass jedesmal wenn Poker in den etablierten Medien erscheint, die Branche legitimiert wird. Im Zeitalter des UIGEA und der Online-Skandale die wir in letzter Zeit durchgemacht haben, kann die Pokerbranche nur davon profitieren, mehr Legitimität auszustrahlen. Indem das Main Event in das Zentrum der Aufmerksamkeit in wichtigen Medien rückt, und Starpositionen in Fernsehnetzwerken einnimmt, wird der Branche in den Augen der amerikanischen Öffentlichkeit weitere Legitimität verleihen.

Es gibt aber auch weniger-offensichtliche Vorteile der Verzögerung. Wenn Sie sich das gerade durchlesen, kann man davon ausgehen, dass Sie in Ihrem Herzen ein Fan sind. Die Leute die diesen Artikel durchlesen, sind die gleichen Leute, die sich Stunden um Stunden von Poker after Dark ansehen, oder High Stakes Poker, World Poker Tour, und wahrscheinlich jede einzelne Stunde der World Series of Poker Fernsehübertragung. Mit dieser Art von Übersättigung im Pokerfernsehprogramm, wird eine neue Art Poker im Fernsehen anzusehen bestimmt jeden Pokerfann erfreuen. Ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass es einfach nicht so aufregend ist, mir die Final-Tisch Übertragung anzusehen, wenn ich schon weiß, was passieren wird. Auch wenn Sie denken, dass die Idee albern ist, werden Sie bestimmt kurz vor der fast-live Final-Tisch Übertragung aufgeregt sein, nach Wochen des Wartens, und des Bekanntwerdens mit den Spielern. Es wird einfach richtig gutes Fernsehen!

Eine der häufigen Beschwerden der Schwarzmaler ist „Und was passiert, wenn einer der Finalisten in der 10 Wochenverzögerung stirbt?" Nun ja, so tragisch das auch wäre, es ist so unwahrscheinlich, dass das kein wirkliches Argument ist. Wieviele der früheren Finalisten in den letzten 20 Jahren sind denn in den 10 Wochen nach dem Final-Tisch umgekommen?

Andere beschweren sich, dass die Verschiebbung "die Integrität des Spiels ruinieren wird." Natürlich wird sie dem Turnier ein anderes Flair geben, aber es wäre ein Fehler wenn das WSOP Turnier sich einfach mit dem Status Quo abfinden würde ohne zu versuchen sich weiter zu entwickeln und das WSOP jedes Jahr größer und besser zu machen. Ich meine, wäre es wirklich besser für das WSOP wenn es immer noch im Binion’s stattfinden würde? Und immer noch nur das Main Event im Fernsehen ausgestrahlt würde? Ohne Hole-Card Kameras? Jedesmal wenn diese Veränderungen eingeführt wurden, sind die Pokerpuristen auf die Barrikaden gegangen, und haben um die Integrität des Spiels gefürchtet. Und doch hat jeder dieser Schritte das Pokerspiel ein bisschen mehr zu dem gemacht, was es heute ist.

Viele Leute sind sofort davon ausgegangen, dass diese Veränderung aus Geldgier gemacht wurde, aber wenn wir uns die Geschichte von Jeffrey Pollack und seinen Kollegen in "Nadelstreifen" ansehen, können wir ganz klar ein Bestreben identifizieren, das WSOP immer noch besser zu machen, für alle Beteiligten. Sie haben unzählige Vorschläge des Spieler-Komites implementiert, zum Bleispiel das mehr Nicht-Hold ’em Veranstaltungen aufgenommen wurden, dass die $10k Veranstaltung gestartet wurden, dass die Spielertage gekürzt wurden, und dass Spielstrukturen bestimmter Veranstaltungen geändert wurden. Alle dieser Entscheidungen liegen in direktem Gegensatz zu dem, was ein Unternehmen, dass nur auf Umsätze aus ist, gemacht hätte (z.B. mehr Hold ’em, mehr Veranstaltungen in den Kalender quetschen, schnellere Strukturen). Sie haben außerdem ihre Bereitwilligkeit demonstriert, ihre Fehler einzugestehen und so schnell wie möglich zu korrigieren. Pollack selbst sagte zum Beispiel neulich in einem Medien-Konferenztelefonat "Das Zelt hat auf keinen Fall so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben; es wird kein Zelt mehr geben." Er hat diese Art von Reue auch schon bei vielen anderen Anlässen in der Vergangenheit gezeigt.

Das beweist auch, dass das WSOP die Fähigkeit besitzt neue Dinge auszuprobieren, und einzusehen wenn etwas nicht funktioniert, und das zu korrigieren. Das ist ein weiterer Grund, vor der Verschiebung des Finaltisches keine Angst haben muss. Das schlimmste was passieren kann, ist, dass es nicht funktioniert oder es den Leuten nicht gefällt, und Sie das dann im nächsten Jahr wieder ändern.

Ok, mit all dem im Hinterkopf, warum geben wir der ganzen Sache nicht ein Chance und schauen mal, was die potentiellen Vorteile für viele Leute sein könnten. Es ist gut für das WSOP, es ist gut für die Finalisten, und es ist gut für die Pokergemeinde – das klingt für mich nach Fortschritt.

* Für eine entgegengesetzte Meinung, regen wir Mitglieder und Besucher unserer Seite an, sich den Artikel von Paul "grapsfan" Herzog durchzulesen: Geldgier außer Kontrolle.

1 "dead money" ist Geld von Spielern, die in den Pot eingezahlt haben dann aber ablegen, oder Spielern die das Turnier-Buy-In zahlen aber frühzeitig ausscheiden.