Für viele Menschen ist Poker nur ein Kartenspiel. Die Massenmedien stellen Poker typischerweise als Spiel des großen Bluffs und des verdammten Glücks dar. Einige hochbekannte, erfolgreiche Pokerspieler sagen, dass sie nicht viel von Mathematik oder Wahrscheinlichkeit wissen und eher nach Instinkt und Erfahrung spielen. Viele normale Spieler lassen sich nicht mit Pot-Gewinnchancen belästigen und spielen einfach ihre Karten. Was viele dieser Leute nicht wissen ist, dass bei Poker alles von der Mathematik beeinflusst wird.

Ich gehe in diesem Artikel nicht verstärkt auf die mathematischen Details ein. Bill Chen und Jerrod Ankenman haben das Buch The Mathematics of Poker verfasst, in dem viele mathematische Details auftauchen. Anstatt dessen versuche ich für die Laien zu erklären, warum bei Poker alles von Mathe beeinflusst ist und jede Pokerhandlung, die sie ausführen auf einer mathematischen Grundlage basiert.

Zuerst muss man sich klar werden, dass Poker weniger ein Kartenspiel sondern eher eine Reihe von Wetteinsätzen ist. Ohne Wetteinsätze wäre Poker einfach nur ein willkürliches Glücksspiel, bei dem das beste Blatt gewinnt. Mit Wetteinsätzen haben Sie dennoch die Möglichkeit den Ausgang eines Hand zu beeinflussen, indem Sie weiter mitspielen oder nicht.

Wenn Sie sich entscheiden zu setzen oder mitzugehen, machen Sie in Wirklichkeit eine Wette und hoffen davon zu profitieren. Einfacher zu verstehen, wenn Sie mit einem All-In Einsatz beim River mitgehen und die „Nuts" (das bestmögliche Blatt, mit dem man auf alle Fälle gewinnt) halten. Ihr Gegner hat Ihnen tatsächlich eine Wette auf alle seine Chips angeboten plus deren, die bereits in der Mitte liegen. Ganz egal wie viel er gesetzt hat, ist es immer vorteilhaft diese Wette mitzugehen.

Sie haben eine Wahrscheinlichkeit von 100% die Wette zu gewinnen und die angebotenen Chancen können nie schlechter als 50/50 sein.

Sie müssen nur 50% der Zeit gewinnen, um am Ende gleich dazustehen und daher ist das Mitgehen angemessen.

Ich weiß, dass einige von Ihnen denken, dass dieses Beispiel eindeutig ist und keinen mathematischen Beweis verlangt, aber nun bedenken Sie diesen Fall. Ein einmaliger Promotions-Wettbewerb für eine Million Dollar, ein AA Blatt haltend, KKAQ auf dem Tisch mit $980.000 im Pot und Ihre letzten $20.000 um mitzugehen. Ihr Gegner zeigt Ihnen KK und sagt, „Ich gebe Dir $20.000 wenn du aussteigst und den Wettstreit aufgibst." Viele würden instinktiv sofort zustimmen und eher die $20.000 nehmen, als auf ein Ass als 5. Karte zu warten. Mathematisch gesehen ist die angebotene Wette jedoch ein Einsatz von $20.000 um $1.000.000 zu gewinnen. Sie müssten diese Wette nur 2% der Zeit gewinnen, um gleich dazustehen. Es gibt 52 Karten, 8 wurden bereits offengelegt und eine der verbleibenden 44 Karten ist ein Ass. Die Wahrscheinlichkeit, dass die 5. Karte ein Ass ist, liegt bei 2,3%. Da 2,3% > 2,0% ist es von Vorteil den Deal zu verweigern und mit der Wette mitzugehen.

So ziemlich jede Pokerhandlung von Ihnen wird in eines dieser mathematischen Extreme fallen und wird von der Mathematik beeinflusst. Wenn Sie die Wette bei 5. Karte mit einem guten Blatt mitgehen, entscheiden Sie sich dafür, die Wette Ihres Gegners mitzugehen, um den Pot zu gewinnen. Sie könnten eben gerade festgestellt haben, dass Ihr Blatt gut genug ist oder einfach auf Ihr Glück setzen, aber wenn Sie ein durchweg profitabler Spieler sein wollen, sollten Sie abwägen, ob Ihr Blatt beim Kräftemessen größtenteils gewinnt, um von der von Ihnen angebotenen Wette zu profitieren.

Ähnlich ist es, wenn Ihr Gegner beim River mitgeht, Sie sind derjenige, der ihm die Wette anbietet und sollten abwägen, wie Ihre Wetteinsatzgröße ein profitables Mitgehen des Gegners beeinträchtigt.

Ihr Ziel hier ist es einen Betrag zu setzen, bei dem er prozentuell weniger gewinnt, als beim Mitgehen der Wette gleich da zu stehen.

Setzen und Mitgehen bevor die 5. Karte Vorreiter eines Kräftemessens wird und die darauf folgenden Wettchancen festsetzt.

Die Mathematik ist viel komplizierter, wenn Sie die Wahrscheinlichkeiten von verschiedenen Kombinationen potentieller Karten berücksichtigen müssen, die bei darauffolgenden Straßen vorkommen. Aber im Grunde sollte jedes Setzen oder Mitgehen eine mathematische Grundlage haben, um vorteilhaft oder nicht vorteilhaft zu sein.

"Aber was ist mit den Pots, die ohne dieses Kräftemessen gewonnen wurden? Sicherlich gehört da mehr als nur Mathe dazu". Nun, diese Pots fallen in zwei Kategorien: Wetten als Nutzen und Wetten als Bluff.

Wenn Sie für den Nutzen setzen und Ihr Gegner aussteigt, können Sie den Pot gewonnen haben, aber potentiell gesehen einige Gewinne verlieren. Sie sollten immer versuchen einen Betrag zu setzen, bei dem die angebotene Wette unvorteilhaft für den Gegner ist (Sie wissen Bescheid, aber die anderen könnten es nur vermuten), jedoch nicht zu viel, damit denen der mathematische Aspekt nicht ersichtlich wird.

Zum Beispiel ein Top Set bei einem mit Kc 7c 2s zu floppen. Sie wissen, dass Sie zurzeit das bestmögliche Blatt haben, aber es gibt viele Blätter die Ihr Gegner haben könnte und Sie damit bei der 5. Karte schlagen könnte. Er könnte ein „Flush Draw" mit Ac haben und während Sie wissen, dass er nur eine Chance von 25% auf den Gewinn hat, könnte er von mindestens 40% ausgehen. Um eine mathematische Wette korrekt auszuführen, sollten Sie ihm keine Chancen höher als 3 zu 1 und nicht niedriger als 3 zu 2 anbieten.

Jede andere Wette außerhalb dieses Bereiches ist entweder vorteilhaft für ihn mitzugehen oder einfach auszusteigen (dies trifft auf einen klugen, mitdenkenden Spieler zu; Sie könnten größere Einsätze von schwachen Spielern bekommen).

Bei Wetten für den Nutzen verlieren Sie potentiell an Gewinn, wenn Sie die Mathematik bei Ihren Handlungen und Einsätzen nicht dementsprechend berücksichtigen.

Wenn Sie wetten um zu bluffen, geht es dann nicht nur um unerschrockene Aggression, Psychologie und dem Auswählen von schwachen Gegnern? Nun, eigentlich ja, aber es gibt immer noch eine grundlegende mathematische Basis dafür. Wenn Sie bluffen, versuchen Sie einen Pot zu gewinnen, den Sie sonst verlieren würden. Um einen Großteil der Zeit erfolgreich zu sein und damit es für Sie von Vorteil ist, müssen Sie bluffen.

Nehmen Sie das einfachste Beispiel bei der 5. Karte zu bluffen, mit einem Blatt, das andererseits kein Kräftemessen gewinnen kann. Wenn Sie auf den Pot setzen, muss der Bluff mehr als 50% der Zeit erfolgreich sein, um profitabel hervorzugehen. Nochmals erwähnt, Sie machen einfach nur eine 50/50 Wette, was mathematisch korrekt wäre, wenn Sie daraus folgern können, dass Ihr Gegner zu mehr als 50% der Zeit aussteigen wird. Alle anderen Bluffs haben eine ähnliche mathematische Grundlage, inklusive eines „4-Wette All-In Preflop" Stoßes; es ist nur, dass es zusätzliche Verwicklungen von Karten gibt, um potentiell das Blatt zu gewinnen, wenn man mitgeht.

Es gibt zusätzlich Kombinationeb von Karten, die erscheinen, als können sie potentiell das Blatt gewinnen, auch wenn man mitgegangen ist (es ist halbes Bluffen, wenn es eine Chance gibt, dass Sie beim „Showdown" gewinnen könnten und dieser Faktor ist Teil der mathematischen Grundlage für solche Bluffs).

Daher ist die Mathematik von Poker allmächtig. Es gibt keine Situation oder Aktion beim Poker, wo die mathematischen Gesetze und Wahrscheinlichkeiten nicht eine wichtige Rolle bezüglich des Ergebnisses spielen. Ja, es gibt die Psychologie und Intuition, die Ihnen helfen festzulegen, wie oft solche Spiele erfolgreich ausgehen, aber es gibt immer zu Grunde liegende Mathematik, die das begründet, auch wenn Sie dies nicht bemerkt haben.