Am letzten Freitag war es soweit: Mit einer großen Eröffnungsfeier ging mit dem Montesino ein neues Card Casino in Wien an den Start. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen auf der Eröffnungsfeier erste Eindrücke zu sammeln und dann am Montag das aktuelle Angebot zu testen.

Das Montesino befindet sich im Eventcenter neben der Gasometer City (einem Shoppingcenter). Neben Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr gibt es hier auch ein günstiges Parkhaus (€3 für 24-Stunden) und nur 200 m entfernt ein gutes und bezahlbares Hotel (€59 / Nacht). Damit gewinnt das Montesino in jedem Fall den Standortvorteil gegenüber der etablierten Konkurrenz.

Betritt man nun das Casino stellt man sofort fest, dass hier einges anders ist als man es erwarten würde. Die Lobby befindet sich im obersten Stockwerk des Eventcenters in Form einer offenen Gallerie. Keine abgedunkelten Türen oder Fabrikhallen Atmosphäre die Erstbesucher evtl. abschreckt. Oben angekommen kann man das Montesino rechts- oder linksherum erkunden. Nach rechts kommt man zuerst an der Anmeldung vorbei und kann dann die Sportsbar besuchen. Von da aus geht es weiter in den Turnierbereich, zum Cashgame und am Ende zum Restaurant. Und schon ist man wieder da wo man angefangen hat. Denn das Montesino ist quasi kreisförmig angeordnet.

Am Eröffnungsabend war natürlich viel Prominenz sowohl aus Wien als auch der Pokerszene anwesend: u.a. Michael Keiner, Johannes Strassman, Sigi Stockinger, Markus Golser, Niki Jedlicka und viele andere. Nachdem die Gäste das kulinarische Angebot reichhaltig genutzt hatten wurden dann um 21 Uhr die Tische eröffnet und waren, wie erwartet, von Anfang an bis auf den letzten Platz gefüllt.

Mit insgesammt 42 Tischen ist das Montesino vielleicht nicht der größte Cardroom in Österreich. Aber das Konzept das man anbietet ist zumindest interessant. Man hat eben nicht nur einfach einen einen Raum mit Tischen gefüllt. Auf der Webseite des Montesino empfängt einen der Satz "were poker meets entertainment". Und genau darum geht es. Die Gastronomie ist hier nicht nur Beiwerk sondern wesentlicher Bestandteil. Durch die räumliche Aufteilung kann man auch einfach nur gemütlich im Restaurant oder der Sportsbar sitzen und eine Mahlzeit oder einen Cocktail geniessen. Und die Showbühne im Turnierbereich kann ebenfalls für entsprechende Events genutzt werden.

Die große Frage ist allerdings: Wird diese Idee vom Publikum angenommen? Deswegen sind wir am Montag noch einmal vorbeigekommen und haben uns den regulären Betrieb angesehen. Bereits um 18 Uhr liefen im Cashgame Bereich 3-4 Tischen mit €1/2NL sowie ein Omaha und ein Stud Tisch. Diese beiden sind zwar später auseinandergebrochen, dafür bildete sich bereits eine erste Liste für ein 3/6 NL Spiel.

Bevor es dann zum Turnier ging (es stand ein €30+5 mit €6.000 Garantie an) haben wir uns noch ein Schinken-Käse-Toast in der Sportsbar gegönnt. Die Preise sind im Rahmen, allerdings ist das Toast etwas "dunkel" ausgefallen. Aber manche Sachen müssen sich vielleicht auch erst einspielen. Das Restaurant haben wir andiesem Tag nicht getestet, geht man aber vom Angebot des Eröffnungsabends aus, scheint es, als ob der Koch sehr würzige Speissen und ungewohnte Kreationen bevorzugt. Mir jedenfalls hat es geschmeckt.

Das Turnier startete dann mit 159 Teilnehmern. 41 zuwenig für die Garantie von €6000. Allerdings war es wie gesagt Montag Abend. Am Wochenende waren es wohl eher ca. 300 Teilnehmern bei den Turnieren. Den meisten der Dealer merkt man an, dass sie neu im Geschäft sind. Das ist natürlich gerade bei einem Turnier und dem unvermeidlichen Zeitfaktor etwas ärgerlich. Aber es ist wohl nur ein Frage der Zeit bis sich dieses Problem von selber regelt. Die Turnierstruktur ist mit 8.000 Startchips und 25 min. Blindlevels für dieses Preissegment ausserordentlich gut.

Aber zwei gravierende Kritikpunkte gibt es, die die Qualität der Turniere schmäleren. Der Turnierbereich ist in drei Sektoren mit knapp über 20 Tischen angeordnet und bietet damit viel Flexibilität um ggf. auch meherer kleine Events parallel laufen zu lassen. Leider hat man einen Sektor (den neben dem Tournamentdesk) so mit Tischen vollgestellt, dass ein Manövrieren zwischen den Tischen für Gäste und Dealer praktisch unmöglich ist. Hier wäre weniger mehr gewesen und man sollte darüber nachdenken aus diesem Bereich 1-2 Tische herauszunehmen.

Beim zweiten Kritikpunkt ist "weniger dann doch nicht mehr". Mit nur 9 bezahlten Plätzen bei 159 Teilnehmern kommt man auf 6% bezahlte Plätze. Das ist in unseren Augen ein No-Go! Wenigstens 10% (hier 15-16 Plätze) sollten ausbezahlt werden, sonst könnte sich bald Enttäuschung ausbreiten und viele Gäste werden die Turniere wegen mangelnder Erfolgserlebnisse meiden.

Auch die Sit-and-Go's haben wir (bereits am Eröffnungsabend) getestet: Ein €20 SnG wird mit 10 Spielern gespielt und €170 werden als €80/€55/€35 ausbezahlt. Ungewöhnlich der Startstack: Man erhält 100 Chips und die Blinds starten bei 1/2.

Alles in allem ist das Montesino eine Bereicherung der Pokerszene in Wien und wir wünschen dem Team viel Erfolg und viele Gäste.