Mike Schneider ist der führende Trainer beiCardRunners.com und gewann das „Million V" von Party Poker mit einer Million USD.

Nachdem ich die Gedanken von Ian über LHE-Turniere gelesen hatte, begann ich diesen Artikel zu verfassen, um deutlich zu machen in welcher Weise sich meine Meinung über die Turnierstrategie bei Limit-Hold'em von seiner unterscheidet.

Ich finde, dass aufgrund der heutigen LHE-Turnier-Strukturen die ersten drei Stunden zu den wichtigsten des gesamten Turnieres zählen. In diesen Stunden entscheidet sich, ob Sie ein potentieller Gewinner im Turnier sind, ansonsten werden Sie rasch rausgeworfen und können sich dann für die Turniere (oder Cash-Games) des nächsten Tages ausruhen. Es ist unwahrscheinlich, dass Sie jemals in einem LHE-Turnier spielen werden, an dem nach 4 bis 5 Stunden die durchschnittliche Anzahl an Chips größer ist als etwa 8 „Big Bets". Nein wirklich, meistens ist die durchschnittliche Anzahl an Chips nach 4 bis 5 Stunden ziemlich genau um die 5 bis 6 BBs. Nachdem ich also diese kleine Tücke erkannt habe, konzentriere ich mich darauf, wenn ich bei einem LHE-Turnier mitspiele, meinen Chipstack weiter zu vergrößern ohne mich auszuruhen.

Meine Gedankengänge als Analogie präsentiert würden so sein, als ob ich einen gefährlichen bewaffneten Verbrecher verfolgend in ein dunkles Haus stürme. Würden Sie nicht auch vorzugsweise das Haus mit 5 Kugeln in Ihrer Waffe erstürmen, als mit nur 2? Mein Ziel ist es, dies bis zur 4. Stunden zu erreichen, wenn ich nicht vorher Bankrott gehe, damit ich mehrere Kugeln in meiner Waffe habe. In der 4. Stunde haben Spieler mit verbleibenden 5 BBs, im Wesentlichen zwei Versuche übrig um den „Preflop" zu erhöhen (also zwei „Kugeln"). Das will ich vermeiden. Ich will mehrere Chancen haben um mein Guthaben weiterhin zu vergrößern und außerdem will ich auch Niederlagen überstehen können, falls ich mich verkalkuliere.

Somit bin ich bei meiner zweiten großen Überlegung zu LHE-Turnieren angelangt: der „Draw" am Tisch ist ABSOLUT wichtig. Damit diese permanente Angriffs-Strategie erfolgreich ist, muss der Draw an Ihrem Tisch „tight" sein. Immer wenn ich in LHE-Turnieren an Tischen, die „tight" waren, gespielt hatte, war es ein großer Erfolg und ich gewann indem ich ihn einfach überrannte. Brandon Wong, der den 2., 10. und 16. Platz in den drei Veranstaltungen des WSOP LHE 2007 machte, stimmt mit der Strategie überein, dass man im Wesentlichen wie ein „Preflop-Maniac" spielen sollte, der ständig die Wetten weiter erhöht und wenn es dann endlich zum Poker spielen kommt und die Spieler ihre Postflop-Entscheidung treffen, so legt er oft seine Karten nieder, da er gewöhnlich nicht viel hat.

Nehmen wir nun an Sie bekommen einen Platz an einem Tisch wo der Draw tight ist, wie „loose" (locker) ist nun loose genug? Ich werde ungefähr mit der Hälfte meiner Blätter eröffnen, aus welcher Position auch immer. Wenn ein anderer Spieler mit mehr eröffnet als die Preflop-Tabelle von „Sklansky" für 10 Blätter empfiehlt, so werde ich kaum ein drittes Mal erhöhen, da dieser Spieler vermutlich ein gutes Blatt hat. Ich werde so weiterspielen bis ein Anderer die gleiche Strategie anwendet. Und wenn es dann ein Anderer tut, so mache ich trotzdem so weiter.

Sollte allerding ein anderer Spieler diese Strategie ständig gegen mich anwenden, so beginne ich tighter zu spielen und hoffe irgendwann ein Monsterblatt zu bekommen, mit dem ich die Person(en) bestrafen kann, die so gegen mich spielt/en. Nach meiner Erfahrung, speziell in LHE-Turnieren mit einer Anmeldegebühr von $1.000 oder mehr, spielt die Mehrheit der Spieler auf einer Stufe, wo sie bereits wissen wie man tight spielt, doch sie wissen nicht, wie man davon wieder ablassen kann. Im Grunde warten die meisten der Gegenspieler also auf gute Karten, ansonsten sitzen Sie herum, legen die Karten nieder und lassen sich darüber aus, wie nutzlos doch die ersten 4 Stufen eines LHE-Turnieres sind und dass diese Stufen abgeschafft werden sollten.

Na gut, nehmen wir also an, Sie hätten es geschafft Ihre Anzahl an Chips zu verdoppeln, als Sie Ihre 4. Stunde beginnen. Ihre Strategie verändert sich nicht im Geringsten, der Unterschied ist nur, dass nun die Hälfte der Spieler am Tisch nun an der Stufe angelangt sind, wo sie sich ihre Hände sehr genau aussuchen um damit im Spiel zu bestehen. Das bedeutet, dass Sie wahrscheinlich im Laufe der Runden ein paar Mal die Blinds stehlen können und sich auch ein zwei Mal gegen einem anderen Spieler im Flop behaupten. Das Ziel hier ist es die Blinds zu stehlen um auch weiterhin im Spiel zu bleiben und die Möglichkeit zu haben dafür zu zahlen, immer wenn man erhöht und nicht stiehlt. Das ist so als ob Sie jedesmal wenn Sie bis zum Flop mitgehen, Sie eigentlich Freeroll spielen, mit den Chips die Sie von den Blinds gestohlen haben. Selbst wenn Sie mit Ihren Chips im Vergleich mit Ihrem Gegenspieler unterliegen, so werden Sie trotzdem manchmal das Blatt gewinnen (und Sie werden beim Flop oder Turn angelangt, die Karten oft niederlegen wenn Sie keine Chance haben.

Das folgende ist ganz einfache Mathematik: 2x stehlen und Sie haben +1.5BBs. Erhöhen Sie einmal und gehen Sie danach mit. Wenn von anderen Spielern dreimal erhöht wurde passen Sie. Nun sind Sie wieder dort angelangt wo Sie waren. Manchmal passen Sie nicht, sondern Sie gewinnen am Ende noch den Pot. Manchmal haben Sie Glück und es wendet jemand diese Strategie gegen Sie an, doch Sie haben ein gutes Blatt und gewinnen so einen viel größeren Pot als der Typ, welcher seit 50 Minuten ständig foldet und jetzt endlich UTG+1 erhöht mit seinen Assen und sich dann beschwert, wenn alle Anderen folden und er nur 0.75 BB gewinnt.

In der 4. oder 5. Stunde sind bereits 2/3 der Spieler am Tisch so knapp bei Kasse, sodass Sie jedes Hand niederlegen, die nicht gerade ein Monster ist. Und durch harte Arbeit und Ihren Fleiß in den ersten drei Stunden haben Sie Ihre Anzahl an Chips durch ständiges unnachlässiges stehlen der Blinds laufend vermehrt (während Sie sich Notizen machen wie Ihr Image und das der anderen Speiler am Tisch erscheint). Vielleicht müssen Sie ein Blatt bestehend aus 85 UTG+2 wegwerfen, zum Beispiel wenn Sie von dort aus die letzen zwei Male erhöht haben und der Spieler in der BB-Position hat sich beide Male verteidigt und nach dem Postflop dann sehr stark gespielt).

Hier noch einmal eine schnelle Zusammenfassung für die 4. Stunde und danach: Greifen Sie weiterhin an (wie bereits ausführlich beschrieben), während Sie von Zeit zu Zeit aussteigen sollten, wenn andere Spieler beginnen die gleiche Strategie zu verfolgen.

Nehmen wir an Sie landen an einem Tisch, wo der Draw nicht so tight ist. Was bedeutet das für Sie? Das ist schlecht! Sie sind nun mitten im Niemandsland und dort der Gnade der Kartengötter ausgeliefert, da Sie dieses Dilemma wie ein Cashgame behandeln und im Grunde eher tight spielen, doch trotzdem loose genug um auch die Chance zu haben ein paar wenige große Pots zu gewinnen und so bis zur 4. Stunde ein paar Chips anzusammeln. An eher loosen Tischen jedoch, sind Sie viel mehr dem Zufall ausgeliefert, wie die Karten verteilt werden, da Sie ein paar gute Blätter zusammen bekommen müssen um auch nur eine Chance zu haben einen guten Gewinn zu landen.

Wenn Sie das anwenden, was ich und Ian Ihnen hier erklärt haben und wenn Sie sich das heraussuchen, was Ihnen am besten passt, dann sollten Sie auf dem Weg zu LHE-Turniererfolgen sein.