Bei meinem ersten WSOP Event fragte der Dealer an meinem ersten Tisch, wer sich direkt mit $10.000 eingekauft habe und wer seinen Platz in einem Satellite gewonnen hat. Jeder einzelne am Tisch hatte seinen Platz über ein Satellite gewonnen. Wer keinen Sponsor bzw. Teilhaber hat oder über eine Bankroll verfügt die groß genug ist ($1 million oder mehr) hat oftmals keine andere Möglichkeit als sich die großen Buy-Ins über Satellites zu erspielen. Im folgenden möchte ich einige wichtige Punkte anführen, die helfen können, in den Satellites für die WSOP, LAPT, Aruba etc. erfolgreich zu sein.

Ich möchte mich dabei auf die Dinge konzentrieren die in MTT auftreten in denen mehrere Plätze vergeben werden und die Teilnehmerfelder oftmals sehr groß sind. In diesen Turnieren ist es nicht ungewöhnlich, dass man mehr als 100 Telnehmer hat und der gesammte Finaltisch einen Platz für das entsprechende Event gewinnt. In der Anfangsphase unterscheidet sich die Strategie kaum von der in "normalen" MTTs. Aber je näher es dann an die bezahlten Pätze geht, desto mehr wird sich die optimale Strategie von der, der "normalen" MTTs unterscheiden. Auf einige dieser Unterschiede möchte ich mich in diesem Artikel konzentrieren.

Pot-Odds und eine veränderte Fold Equity

In "normalen" MTTs ist das Verhältnis der Pot-Odds zur Handrange unserer Gegner ein wichtiger Faktor für unsere Entscheidung in späten Turnierphasen. Wenn unser Stack einen M < 5 bzw. 10 BBs erreicht hat, realisieren wir unsere fallende Fold Equity und ändern unsere Strategie entsprechend. In Satellites änderen sich Entscheidungen die auf Fold Equity und Pot-Odds basieren dramatisch. Die Fold Equity kann auch noch mit wesentlich kleineren Stacks wirksam sein, da die meisten Spieler deutlich tighter werden, um ihren Stack zu erhalten. Dementsprechend ist auch die "Erhaltung des Stacks" eine wesentliche Komponente wenn Entscheidungen aufgrund der Pot-Odds getroffen werden. Ein Raise mit einer grenzwertigen Hand um die Blinds zu stehlen und dann nur aufgrund der Pot-Odds weiterzucallen macht ab einer bestimmten Stackgröße nicht mehr allzuviel Sinn.

Starke Hände folden

Der Mythos über Spieler die in der Lage sind, starke Hände wie AA oder KK in verschiedenen Turnierphasen zu folden, hält sich standhaft. Tatsächlich sind Satellites wohl die einzigen Turniere in denen es Sinn macht starke Hände auch mal zu folden. Und auch über AK sollte man in bestimmten Situationen im Satellite genau nachdenken. Aber auch hier gilt: Starke Hände in den frühen Turnierphasen wegzuwerfen macht keinen Sinn. Aber wenn es auf die Bubble zugeht und die Stackgrößen die Kontrolle über die Strategie übernehmen, ist es essenziell auch mal starke Hände zu folden. Wenn ein Big Stack jede Hand raised um Druck auszuüben ist die mathematische Begründung für einen Call mit AA, KK oder QQ oftmals falsch. In dieser Situation ist es sinnvoll die Hand nicht zu spielen, wenn man nicht der Short Stack ist oder eine ziemlich sichere Position auf den Gewinn eines Platzes hat. Als kleinster Stacks oder mit einem Stack außerhalb der Preisgeldbubble ist es oftmals notwendig die Gelegenheit zum aufdoppeln zu nutzen. Ein Beispiel: Angenommen wir halten KK während des 500/1.000 Levels mit einem Ante von 200. Wir haben selbst 24.000 Chips Während der Big Stack im Small Blind 55.000 Chips hat. Drei Spieler bekommen einen Platz und vier sind noch übrig. Die anderen beiden haben jeweils 8.000 und 26.000 Chips. Ohne jetzt zu sehr auf sie Mathematik einzugehen (da gibt es genüg Bücher, ICM Berechnungen etc. dazu), ist ein Fold korrekt, wenn der Button all-in geht, weil die Wahrscheinlichkeit eines Bad Beats schwerer als sonst wiegt wegen der Gefahr keinen Platz zu gewinnen.

Nicht (oft) callen

Wenn es eine grundsätzliche Regel in Satellites gibt, dann ist es die, nicht zu callen. Ich hatte mich erst kürzlich mit einem Spielerr, den ich sehr repektiere, über eine Satellite Hand unterhalten. Ich fing an mit "Ich denke ich habe einen schlechten Call gemacht als…", aber bevor ich meinen Satz beenden konnte antwortete er bereits mit "Ja, das hast du mit großer Sicherheit". Denn nichts ist schlimmer in einem Satellite als eine komfortable Chipposition zu gefährden, indem man seine Chips Stück für Stück bei Calls abgibt. Chips zu investieren ohne der ursprüngliche Aggressor zu sein ist einer der schlimmsten Fehler die man in Satellites machen kann – was aber wiederum in "normalen" MTTs eine gute Strategie sein kann.

Stacks unter Druck setzen

Wenn es in einem Satellite um eine bestimmte Anzahl Plätze geht, können bestimmte Stacks leicht angegriffen werden. Und das sind überraschenderweise nicht unbedingt die Shortstacks! Die, die leicht zu attackieren sind sind diejenigen, die befürchten müssen ihre komfortable Chipposition zu verlieren. Nehmen wir einmal an, im Turnier sind 9 Spieler übrig, die um 6 freie Plätze spielen. Zwei der Stacks haben 10.000 Chips. Zwei haben etwa 60.000 Chips und die anderen fünf haben zwischen 20.000 and 30.000 Chips. Auch wenn es für die Allgemeinheit besser wäre die Shortstacks anzugreifen, sind es die fünf mittleren Stacks die man leicher unter Druck setzen kann. Die Stacks in 3. und 4. Chipposition müssen eigentlich nichts anderes machen, als warten, dass ihnen der Platz von selbst in den Schoß fällt – daher dürften deren Ansprüche an spielbare Hände extrem tight sein. Sie werden oft darauf verzichten ihren Stack gegen einen Aggressor mit einem größeren Stack aus Spiel zu setzen. Dasselbe sollte man sich merken wenn man selber der Shortstack ist. Denn diese mittleren Stacks werden einen Blindsteal Versuch eher nicht verteidigen, wenn sie damit ihre komfortable Chipposition aufs Spiel setzen würden.

Satellites sind eine eigene Turnierspezies, da die Action sehr unterschiedlich ausfällt, wenn es auf die bezahlten Plätze zugeht. Inflection points sind in Satellites wesentlich dramatischer als in normalen MTTs. Gute Spieler lernen schnell, wie man seine Strategie in den späten Turnierphasen eines Satellites anpasst um sicherzustellen, dass sie den Platz für das große MTT ihrer Träume gewinnen.